Vergoldung

„Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!!“
Goethe – Faust I

Seit 2009 findet im MZ wöchentlich ein vierstündiger Vergolder- und Maltechnikkurs unter der Leitung des Vergoldermeisters Thomas Jahn statt. In dieser Zeit werden dann kleine Kostbarkeiten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hergestellt.

Bis jetzt haben sich von den verschiedenen Vergoldungs- und Versilberungstechniken die Öl- und Polimentvergoldung im Kurs herauskristallisiert. Die erste wirkliche Hürde für jeden Neueinsteiger ist es, das fein ausgeschlagene Blattgold mit Hilfe eines flachen Pinsels (Anschießer) an die zuvor mit Netze behandelte Stelle anzuschießen – selten ist es so still im MZ, wie in diesem Moment. Doch auch bei den  vorbereitenden Schritten, wie dem Grundieren einer Tafel, können sich einige Fehler einschleichen, die sich erst im vergoldeten Ergebnis bemerkbar machen. Der Kurs gibt einen Einblick in die hoch komplizierte Vergolderausbildung, die eine Lebensaufgabe darstellen könnte.

Die Leistung der MZler liegt in der Verbindung aus dem angeleiteten Handwerk und der Eigen-
kreativität der Teilnehmer. So hat Ralf d’Atri unterschiedlichste Vogeleier vergoldet und daraus eine interessante Serie entwickelt. Diese Arbeit, die sehr viel Geschick erfordert, zeigt, dass sich neben den handwerklichen Kenntnissen auch ein offener Blick sowie Loslösung der geistigen und praktischen Anwendungen von Nöten sind.

In der mittelalterlichen Kunst taucht die Vergoldung als Hintergrund der Altarbilder auf, bis sie durch die Renaissancekünstler verdrängt wurde. Nicht das Auftragen des Blattgoldes war gefragt, sondern die malerische Imitation des Materials – diese war höher angesehen und hat somit die alten Vergoldungtechniken abgelöst. Heute können wir die Vergoldungstechniken in künstlerischen, in profanen, in spirituellen und selbst in banalen Bereichen einsetzen.

Heinrich H. Koch und Sabrina Wendt

 

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